"Zugangsstudie+": Dritte nationale Fachveranstaltung in Hannover

19. Juni 2019, Hannover

 

In Kooperation mit dem Landesjugendamt Niedersachsen veranstaltete FPD die insgesamt dritte Fachtagung im Rahmen des Projektes „Zugangsstudie+“. Nach den Veranstaltungen in Halle und Nürnberg, kamen am 19. Juni insgesamt 18 Vertreter*innen aus der Praxis der Internationalen Jugendarbeit, aus der Jugendverbandsarbeit, der kulturellen Jugendbildung, des Schüler*innenaustauschs sowie aus kommunalen Verwaltungsstrukturen in Hannover zusammen, um die Erkenntnisse der Zugangsstudie zu diskutieren.

 

Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat sich in der Zugangsstudie mit Fragen von Zugangsbarrieren, individuellen und strukturellen Hemmnissen zur Teilnahme an nonformalen und formalen Jugendaustauschmaßnahmen sowie Perspektiven der Jugendarbeit auf das Feld der Internationalen Jugendarbeit auseinandergesetzt. Aus der Studie konnten komplexe Erkenntnisse abgeleitet werden, die Veränderungsbedarfe verdeutlichen, um allen jungen Menschen die Teilnahme an Formaten des internationalen Jugendaustauschs zu ermöglichen. Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse ist im Factsheet und im bereits veröffentlichtem Flyer nachzulesen.

 

In Hannover präsentierten Silke Borgstedt (SINUS) und Zijad Naddaf (TH Köln) die Erkenntnisse des Forschungsprojektes. Die Präsentation des Forschungsteams mit statistischen Kennzahlen steht zum Download bereit. Daraus ergab sich eine intensive Diskussion über Teilerkenntnisse, wie die politische Verankerung von Jugendaustauschmaßnahmen auf kommunaler und Länderebene sowie zur Bedeutung von Kooperationen zwischen außerschulischen Trägern mit verschiedenen Schulformen. Die zweite Veranstaltungshälfte widmete sich dann verstärkt dem lokalen Kontext der Anwesenden. Die Teilnehmenden vertieften in zwei Arbeitsgruppen Teilergebnisse und brachten ihre Praxiserfahrungen, Bedarfe und Ideen ein.

 

Die erste Gruppe setzte sich mit den individuellen Hindernissen junger Menschen auseinander. In der Zugangsstudie wurden Nichtteilnehmende befragt, warum sie bisher nicht an Maßnahmen des internationalen Jugendaustauschs teilgenommen hatten. Die Gründe hierfür lagen vor allem in den strukturellen Rahmenbedingungen. Gleichzeitig brachte die Befragung auch Aspekte hervor, die im sozialen Umfeld oder den Lebensrealitäten der jungen Menschen begründet liegen. Die Angst vor dem Austausch, Verpflichtungen zuhause oder fehlende Zeitfenster konnten auch von den Anwesenden bestätigt werden. In der Diskussion wurde die Bedeutung von Beziehungsarbeit in lokalen Jugendarbeitsstrukturen herausgearbeitet, um solche Befürchtungen abzubauen. Gleichzeitig wurden Forderungen nach mehr Flexibilität in den Förderstrukturen sowie der Formatentwicklung von Jugendaustauschmaßnahmen laut.

 

Daran knüpften auch die Diskussionen der zweiten Arbeitsgruppe an. Hierbei ging es vor allem um die strukturellen Hindernisse, die sich in der Jugendarbeit selbst stellen, die Erfahrungen der Teilnehmenden und den Veränderungsbedarfen in der lokalen Praxis. Im Mittelpunkt der Diskussion stand hier, dass die Möglichkeiten und Angebote des internationalen Jugendaustauschs stärker rechtskreisübergreifend gedacht werden müssten, um sie flächendeckend zu verankern. Das heißt, dass verschieden Sektoren, Bildungsbereiche und Verwaltungsstrukturen stärker in Kooperation treten sollten, um den Bedarfen junger Menschen gerecht zu werden sowie passende und stärker lebensweltorientierte Angebote zu schaffen. Neue Formate und Wege zur Zusammenarbeit wurden als notwendig betrachtet, um in Zukunft mehr junge Menschen zu erreichen.

 

Veranstaltungsrahmen: Dieser Fachtag ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die auf nationaler und internationaler Ebene im Rahmen des Projektes „Zugangsstudie+“ (2018-2020) durchgeführt wird.

Das Projekt „Zugangsstudie+“ ist das Folgeprojekt zur Zugangsstudie und zielt darauf, die Forschungserkenntnisse der Zugangsstudie auf Fachtagen vorzustellen und im Hinblick auf Schlussfolgerungen für die lokale Praxis zu diskutieren. Diese Fachtage werden bundesweit durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Parallel wird der Dialog mit vier europäischen Ländern angeregt, um die Erkenntnisse der Zugangsstudie in diesem Kontext zu reflektieren und um eine europäische Perspektive zu erweitern.

 

In diesem Jahr werden noch drei weitere Fachtage in Deutschland stattfinden. Am 21.08. tagen wir in Schwerin, am 18.09. in Düsseldorf und am 21.11. in Stuttgart. Darüber hinaus wird der Diskurs zur Zugangsstudie auch auf internationaler Ebene geführt. Nach den Veranstaltungen in Warschau und Paris werden wir im Oktober in Albanien und im Januar in Finnland mit Vertreter*innen des internationalen Jugendaustauschs vor Ort ins Gespräch kommen.

 

In Kürze werden darüber hinaus weitere Publikationen erscheinen. Darüber halten wir Sie gerne auf dem Laufenden. Für die neuesten Informationen können Sie sich gerne für den Newsletter von FPD anmelden. Gleichzeitig möchten wir auf das Konsultationstreffen, die Jahrestagung von FPD hinweisen, die am 08. Oktober in Frankfurt am Main stattfinden wird. Auch hier werden wir den Austausch zur Zugangsstudie fortsetzen und perspektivische Prozesse planen, die einen Beitrag leisten internationale Erfahrungen für alle jungen Menschen zu ermöglichen.